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30.06.2021
Kategoriebezeichnung: News

Symbole des Neandertalers aus der Einhornhöhle im Harz.

Autoren: Dirk Leder und Thomas Terberger

Seit 2014 erforscht das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege zusammen mit der Gesellschaft Unicornu fossile e.V. archäologische Spuren aus der Zeit des Neandertalers in der Einhornhöhle im Harz. An einem ehemaligen Höhleneingang wurde 2019 ein Riesenhirschknochen ausgegraben, der die Frage nach der Fähigkeit des Neandertalers zu symbolischem Verhalten in einem neuen Licht erscheinen lässt. Der Zehenknochen ist mit einem Muster aus drei ineinandergreifenden Winkeln verziert. An seinem Proximalende befinden sich zudem vier, leicht radial angeordnete Kerben.

Mit Hilfe von µCT-scans (Andrea Tröller-Reimer, NLD) und 3D-Digitaklmirkoskopie (Tim Koddenberg, Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte, Georg-August Universität Göttingen) wurden die Kerben im Detail untersucht und handwerkliche Aspekte sichtbar gemacht. Experimente, die an modernen Rinderknochen (Raphael Herrmann, Institut für Ur- und Frühgeschichte von der Georg-August Universität Göttingen) durchgeführt wurden, zeigen, dass der Knochen zunächst gekocht werden musste, bevor er weich genug war, um ihn zu bearbeiten.

Die Kerben des verzierten Riesenhirschknochens der Einhornhöhle, wurden wohl, wie im Experiment, durch das Einschneiden des Knochens, gefolgt vom Abschaben der Knochenoberfläche, erzeugt. Die systematische Anlage des Winkelmusters und die Ausarbeitung der Verzierung in planmäßig durchgeführten Schritten, sprechen dafür, dass es sich nicht um zufällig entstandene Schnittspuren, sondern um ein bewusst hergestelltes, komplexes Muster handeln muss. Eine direkte Datierung des verzierten Knochens mithilfe der Radiokarbonmethode an der Christian Albrecht Universität zu Kiel (Matthias Hüls), ergab ein mittleres Alter von ca. 51.000 Jahren, das durch weitere Radiokarbondaten aus dem Eingangsbereich bestätigt wird. Typische mittelpaläolithische Steinartefakte aus dem Höhleninneren, wie sie erstmals 1985 (Ralf Nielbock, GUf e.V.) aufgefunden wurden, bestätigen zudem die Autorenschaft des Neandertalers.

Die neuen Ergebnisse aus der Einhornhöhle zeigen, dass der Neandertaler bereits zu symbolischem Verhalten fähig war, bevor Homo sapiens in Europa eintraf. Damit repräsentiert der verzierte Riesenhirschknochen von der Einhornhöhle ein herausragendes Zeugnis aus der Zeit des Neandertalers in Niedersachsen.

Das Bild zeigt ein Vergrößerte Aufnahme des Riesenhirschknochens mit Einritzungen des Neandertalers.
Der verzierte Riesenhirschknochen der Einhornhöhle. Inventarnummer 46999448-423. Bild, © V. Minkus, NLD
Der verzierte Riesenhirschknochen der Einhornhöhle. Inventarnummer 46999448-423. Bild, © V. Minkus, NLD

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