Tagung "Bodendenkmalpflege und Forstwirtschaft"
4.11. bis 15.11.2024 im Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik Wald und Holz NRW in Arnsberg
Wächst der klimatische und wirtschaftliche Druck auf die Wälder, steigen auch die Gefahren für Bodendenkmäler, die unter Baumbedeckung oft seit Jahrhunderten so gut obertägig ablesbar erhalten sind. Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben in den letzten Jahren sichtbare Spuren hinterlassen. Nach einem Schädlingsbefall muss das Schadholz innerhalb von sechs Wochen beseitigt werden. Sind davon eine Wallanlage oder ein Grabhügelfeld betroffen, können der unter großem Zeitdruck erfolgende Holzeinschlag oder -abtransport erhebliche Schäden an der Denkmalsubstanz anrichten, ebenso unabgestimmte Maßnahmen der Wiederaufforstung. Außerdem kollidiert der Bau von Windkraftanlagen auf Kalamitätsflächen in vielen Fällen mit den Ansprüchen des Denkmalschutzes.
Aus diesen Ziel- und Interessenskonflikten zwischen Forstwirtschaft und Bodendenkmalpflege Lösungswege aufzuzeigen, war Gegenstand der Tagung „Bodendenkmalpflege und Forstwirtschaft“, die vom 14.11. bis 15.11.2024 im Forstlichen Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik Wald und Holz NRW in Arnsberg stattfand und gemeinsam von Wald und Holz NRW, den beiden nordrhein-westfälischen Landschaftsverbänden (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und LWL-Archäologie für Westfalen) sowie dem Verband der Landesarchäologien (VLA) veranstaltet wurde. Die 80 Teilnehmenden kamen aus der archäologischen Denkmalpflege, aus Forstbehörden und –ämtern, aus privaten Forstbetrieben und den für Forst zuständigen Landwirtschaftsministerien NRWs und des Bundes.
Während die Mitglieder der Kommission für Land- und Forstwirtschaft im VLA, z.T. gemeinsam mit Forstvertretern aus ihren Bundesländern, neben Schadensfällen vor allem gelungene Beispiele der Zusammenarbeit vorstellen konnten, wurde umgekehrt eindrucksvoll deutlich, vor welchen komplexen Herausforderungen die Forstwirtschaft steht, die Klimawandel, Waldumbau, vielfältige gesellschaftliche Anforderungen und Wirtschaftlichkeitszwänge an den Umgang mit den Wäldern stellen. Wenn es gelungen ist, über unterschiedliche, mitunter gegensätzliche Interessen ins Gespräch zu kommen, ein wechselseitiges Verständnis für die Belange der jeweils anderen Seite zu gewinnen und die guten Beispiele von Zusammenarbeit weiter zu vertiefen, hat die Veranstaltung ein wichtiges Ziel erreicht. Sie wurde von einer Technikvorführung („Harvester“) sowie einem Exkursionsvormittag (15.11.) zu obertägigen Denkmalen im Raum Arnsberg abgerundet. Im Gelände war es noch einmal möglich, mit ganz anderen Augen auf Wald und Denkmal zu schauen und den Blick für die Erfordernisse beider Seiten zu schärfen. Auch unter verschärften Bedingungen arbeiten hier staatliche und kommunale Forstbewirtschaftende in enger Abstimmung mit Archäologen seit Jahren daran, einen guten Denkmalzustand durch eine individuelle, denkmalverträgliche Bewirtschaftung zu bewahren.