Zum Inhalt springen
19.04.2023
Kategoriebezeichnung: News

Über 1500 Jahre älter?

Über 1500 Jahre älter soll der Landgraben nach der Hypothese eines Expertenteams aus Landesarchäologie und verschiedener deutscher Universitäten sein, angelegt von der römischen Besatzung des Ried im 1. Jh. n.Chr. Jetzt sei es an der Archäologie, diesen Verdacht weiter zu bestätigen, berichtete Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker bei der Vorstellung eines kooperativen Forschungsprojektes des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Außenstelle Darmstadt, gemeinsam mit den Universitäten Frankfurt, Mainz und Kiel, welches dem Landgraben nun „auf den Grund“ geht. Unterstützung erhält das Forscherteam von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), welche die Untersuchungen mit 370.000 € fördert.

Naheliegende Versorgungswege
Die These ist bestechend: die Errichtung künstlicher Wasserstraßen konnte für die Römer außerhalb Deutschlands bereits mehrfach belegt werden und der Landgraben könnte die Versorgung der römischen Kastelle und Zivilsiedlungen mit Holz und Stein aus einer ressourcenreichen Region bis ins 4. oder 5. Jahrhundert gesichert haben, erläuterte Prof. Markus Scholz von der Goethe-Universität Frankfurt. Vergangene Funde wie umgenutzte Transportfässer untermauern die These des Gütertransports in die Region. Immerhin ist die flächendeckende Präsenz der Römer für das Ried schon lange belegt.

Moderne Untersuchungen für historische Wasserwege
Mittels geophysikalischer Untersuchungen, Bohrungen und gezielter kleiner Ausgrabungen wollen die Forscher nun Klarheit schaffen. Gesucht wird dabei nicht nur der ursprüngliche Verlauf des Landgrabens, auch die umliegenden römischen Siedlungsstellen und Kastelle hat das Team im Blick. Denn wie diese mit dem vermuteten Verlauf und Entwicklung des Kanals zusammenpassen, ist noch nicht abschließend geklärt. Nicht ohne Grund beginnen die Untersuchungen im Umfeld von Groß-Gerau - Wallerstädten, nahe des hiesigen Römerkastells. Im Rahmen eines Geländepraktikums vermessen Studierende der Universität Mainz hier das Gebiet, messen den elektrischen Widerstand im Boden, um alte Flussverläufe zu identifizieren und nehmen gezielte erste Bohrungen vor, wie Prof. Andreas Vött von der Universität Mainz im Gelände berichtete. Die Erkenntnisse der Studierenden ermöglichen es, frühere archäologische Ausgrabungen neu und das Verhältnis zwischen Kastellplatz und Gewässer besser zu bewerten. Diese umfassende Kooperation zwischen Archäologie und Geographie, zwischen Landesforschung und Universitäten heben die Untersuchungen im hessischen Ried für Dr. des. Thomas Becker, Koordinator der Außenstelle Darmstadt der hessenARCHÄOLOGIE hervor und erklären auch das Interesse der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Regionale Landesforschung
Neben der Unterstützung durch die DFG sei für die Untersuchungen auch die Kooperation mit den ansässigen Landwirten und der Kommune entscheidend, ergänzt Recker. Das regionale Interesse bestätigte der erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Groß-Geraus, Adil Oyan, bei der Präsentation des Projektes im Gelände. Er begrüßte die Gelegenheit, die archäologischen Untersuchungen des Landes einmal live zu erleben und freue sich auf viele spannende Erkenntnisse aus der Geschichte des Landkreises.

Mit abschließenden Ergebnissen rechnet das Team zwar erst in Jahren, doch wird es auch in der Zwischenzeit viele spannende neue Ergebnisse zwischen Groß-Gerau und der Mündung des Landgrabens geben.
 

Das Bild zeigt 4 Männer auf einem Feld, die alle an dem Forschungsprojekt beteiligt sind. Von links: V.l.: Prof. Dr. Andreas Vött,  Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Geographisches Institut; Prof. Dr. Markus Scholz, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen; Bezirksarchäologe Dr. des. Thomas Becker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Bild: © Lars Görze M.A., LfDH
V.l.: Prof. Dr. Andreas Vött, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Geographisches Institut; Prof. Dr. Markus Scholz, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen; Bezirksarchäologe Dr. des. Thomas Becker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Bild: © Lars Görze M.A., LfDH
V.l.: Prof. Dr. Andreas Vött, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Geographisches Institut; Prof. Dr. Markus Scholz, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen; Bezirksarchäologe Dr. des. Thomas Becker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker, Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Bild: © Lars Görze M.A., LfDH
Zwei Frauen sitzen am Flussufer des Landgrabens vor einem Gerät, mit dem der elektrische Widerstand im Uferbereich gemessen wird. Dazu gehören zahlreiche verlegte Elektrokabel.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wird u.a. der elektrische Widerstand des Flussbettes des Hessischen Landgrabens gemessen. Bild: © Lars Görze M.A., LfDH
Im Rahmen des Forschungsprojektes wird u.a. der elektrische Widerstand des Flussbettes des Hessischen Landgrabens gemessen. Bild: © Lars Görze M.A., LfDH

Privatsphären-Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies und Integrationen, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Cookies
Name Verwendung Laufzeit
privacylayerStatusvereinbarung Cookie-Hinweis1 Jahr
fe_typo_userIdentifikation der aktuellen SitzungEnde der Sitzung
Cookies
Name Verwendung Laufzeit
_pk_idMatomo13 Monate
_pk_refMatomo6 Monate
_pk_sesMatomo30 Minuten
_pk_cvarMatomo30 Minuten
_pk_hsrMatomo30 Minuten
_pk_testcookieMatomoEnde der Sitzung